No pasaran! -
Erinnerungskulturen zum Spanischen Bürgerkrieg in Katalonien, 2018

 

Teil I  -  Erinnerung

 

Unweit der katalanischen Ortschaft La Fatarella erinnern in einem Pinienhain auf einem Höhenzug der Terra Alta 35 Tafeln an jene Interbrigadist*innen, die hier vor 80 Jahren an der letzten größeren Schlacht des Spanischen Bürgerkrieges teilnahmen und zum Teil ihr Leben ließen.

Anlässlich des 80. Jahrestages des Endes der „Batallia d’Ebro“ versammelten sich am 16. November 2018 lokale und internationale Vertreter aus Deutschland, Russland, Schottland, Chile, Mexiko, USA, Frankreich, Niederlande, Österreich zur feierlichen Enthüllung der Gedenktafeln und zur Erinnerung an ihre Angehörigen.

Mehr als vier Jahrzehnte nach Ende der Franco-Diktatur ist das öffentliche Gedenken an die Internationalen Brigaden und die Aufarbeitung des Bürgerkrieges nach wie vor keine Selbstverständlichkeit, im Gegenteil.

Es sind einzelne, lokale Initiativen wie beispielsweise der Verein Lo Riu, die sich in jahrelanger Kleinarbeit und kaum staatlicher Untersützung um Aufklärung, Dokumentation und Aufarbeitung bemühen, und damit in Katalonien und anderen Regionen zur Entstehung lokaler Erinnerungskultur(en) beitragen, die aus dem Schatten eines in der Franco-Diktatur geprägten heroischen, nationalistischen Geschichtsbildes heraustritt und vielerorts die lange verschütteten und tabusierten Facetten der Geschichte des Spanischen Bürgerkrieges wieder sichtbar machen. Sie ermöglichen  das lange unterdrückte Gedenken an die republikanischen Opfer des Krieges, eröffnen aber auch eine lange unterdrückte Auseinandersetzung um die Vergangenheit, die  in der polarisierten politischen Kultur in Spanien sofort zum Gegenstand aktueller Konfliktlagen wird. Noch am Abend des Jahrestages entzündete sich im katalonischen Fernsehen eine hitzige Debatte darüber, ob angesichts des andauernden Streits zwischen Zentralregierung und katalonischer Unabhängigkeitsbewegung heute wieder ein ähnliches Szenario drohe wie einst 1936.

Demgegenüber steht der Anspruch der genannten Initiativen und weiterer Erinnerungsorte- und Institutionen, zunächst überhaupt Spuren sichtbar zu machen, zu dokumentieren, aufzuklären: Zur "Batallia d'Ebro" gibt es in der Region mittlerweile ein Studienzentrum zu deren Geschichte in Gandesa sowie ein Museum in La Fatarella, welches die Facetten der Ereignisse beleuchtet. Die dortige Ausstellung verleiht den Beteiligten auf beiden Seiten ein Gesicht. Sie macht aber auch deutlich, wie massiv und letztendlich kriegsentscheidend die Unterstützung Francos durch deutsche Wehrmacht und italienische Armee ausfiel.

Entlang einer Wanderroute um die Ortschaften La Fatarella, Gandesa und Villalba weisen Gedenk- und Informationstafeln auf einzelne Ereignisse hin. Zum Teil rekonstruierte, zum Teil noch erhaltene Schützengräben lassen erahnen, unter welchen Bedingungen in diesem unwegsamen Gelände gekämpft wurde. Die letzte Offensive der republikanischen Kräfte über den Ebro scheiterte schließlich, ihre massiven Verluste während der Schlacht entschied schließlich den Ausgang des Krieges.

 

Quellen u.a.:

http://www.kfsr.info

http://loriuassociacio.blogspot.com/

http://usuaris.tinet.cat/cebe/